Wenn man sich ansieht, was ein erfolgreiches Team ausmacht, fällt eines besonders ins Auge: in besonders erfolgreichen Teams übernimmt jedes Mitglied Verantwortung für seine Arbeit und trägt aktiv zum gemeinsamen Erfolg bei. Dabei geht es den Teammitgliedern nicht mehr nur darum, lediglich die eigenen Aufgaben und Ziele zu erfüllen, sondern auch Einsatz für das gesamte Team und dessen Ziele zu zeigen. Voraussetzung dafür ist, dass das Team eigenverantwortlich arbeitet.
Diese Umstellung auf mehr Selbstorganisation und Eigenverantwortung kann allerdings besonders für Teams, die bisher in traditionellen Hierarchien gearbeitet haben, eine Herausforderung darstellen. Es erfordert einen Mentalitätswandel und eine Umstellung der Arbeitsweise. Gleichzeitig kann diese Umstellung für einen großen Motivationsschub sorgen. Denn durch mehr Eigenverantwortung fühlen sich die Teammitglieder in ihrer Arbeit bestätigt und gewinnen an Autonomie.
Warum Selbstorganisation und Eigenverantwortung in Teams so wichtig sind
Jedes Teammitglied hat einen entscheidenden Anteil am Erfolg des gesamten Teams. Dabei kommt es nicht nur auf die individuellen Fähigkeiten und Leistungen jedes Einzelnen an, sondern auch darauf, wie gut das Team als Ganzes zusammenarbeitet. Besonders wenn das Team aus verschiedenen Abteilungen oder sogar Unternehmen besteht, ist die Eigenverantwortung jedes Einzelnen besonders gefragt.
Die Umstellung auf diese Arbeitsweise bedeutet vor allem für klassisch arbeitende Projektteams, gewohnte Strukturen aufzubrechen und neue Wege zu gehen. Doch diese Umstellung bietet auch eine große Chance: Sie kann die Motivation und Zufriedenheit der Teammitglieder steigern, die Effizienz des Teams verbessern und letztendlich zu besseren Ergebnissen führen.
Welche Effekte hat Selbstorganisation von Teams im Unternehmen
In selbstorganisierten Systemen stehen Prozesse und nicht Strukturen im Vordergrund. Die sich durch selbstorganisierende Systeme entwickelnde Ordnung ist dynamisch, in permanenter Veränderung und keine statische Momentaufnahme. Selbstorganisierte Teams haben für ein Unternehmen zahlreiche Vorteile – die Organisationsform birgt aber auch potentielle Gefahren, die berücksichtigt werden sollten:
Mehr Motivation
In selbstorganisierten Teams lässt sich eine höhere Motivation beobachten. Durch die bessere Entfaltung der eigenen Stärken und der stärkeren Identifikation mit der Arbeit, wird diese von den Mitarbeitenden häufig als erfüllender erlebt.
Höhere Anpassungsfähigkeit
Auf sich ändernde Bedingungen flexibel reagieren zu können, ist eines der größten Pluspunkte eines selbstorganisierten Teams. Dies spiegelt sich auch im Zeitaufwand wieder, da schnellere Anpassungen an Änderungen möglich sind.
Überforderung
Vor allem in Teams, die bisher in sehr klassischen Strukturen gearbeitet haben, kann die ungewohnte Freiheit bei einigen Mitarbeitenden zunächst Ängste und eine Überforderung auslösen. Hier sind Projektleiter:innen als Ansprechpartner gefragt, um diesen Mitarbeitenden mehr Sicherheit zu geben und sie bei der Änderung zu unterstützen.
Mögliche Konflikte im Team
Wenn ein Team sich selbst organisiert und Verantwortung übernimmt, kann es vor allem bei der Regelung der Aufgaben und Kompetenzen zu Konflikten kommen. Diese können durch eine gute Einführung von die Selbstorganisation fördernden Prozessen sowie regelmäßige Feedbackrunden vermindert werden.
Wie Du die Selbstorganisation im Team fördern kannst
Es gibt verschiedene Ansätze und Methoden, um die Selbstorganisation im Team zu stärken. Diese reichen von der Festlegung klarer Ziele über die Delegation von Verantwortung bis hin zur Schaffung von Freiräumen für Kreativität und Autonomie. Im Folgenden stellen wir einige davon vor.
Klare Ziele und Erwartungen setzen
Der erste Schritt zur Förderung der Selbstorganisation besteht darin, klare Ziele und Erwartungen zu setzen. Jedes Teammitglied sollte genau wissen, was von ihm erwartet wird und welche Ziele es zu erreichen gilt. Dabei geht es nicht nur um die individuellen Aufgaben jedes Einzelnen, sondern auch um das gemeinsame Ziel des gesamten Teams. Diese sollten festgehalten und für alle sichtlich sein, sodass die gemeinsamen Ziele nicht aus den Augen verloren werden.
Verantwortung delegieren
Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Delegation von Verantwortung. Überlege als Führungskraft, welche Aufgaben Du delegieren kannst, um dem Team mehr Freiheit zur Selbstorganisation zu geben. Denke dabei daran: Selbstorganisation bedeutet nicht Anarchie oder Chaos, sondern dass Entscheidungen gemeinsam und auf Teamebene getroffen werden und dann auch respektiert werden sollten. Auch wenn vielleicht zu Beginn nicht alles direkt so klappt wie bisher, ist dies ein entscheidender Lernschritt, um das Team eigenständiger zu machen.
Mit der Delegation von Verantwortung gehen typischerweise und unweigerlich einige demokratische Prozesse einher: Entscheidungen, die vorher von außen getroffen wurden, werden ins Team verlagert. Damit müssen Techniken für eine gute Entscheidungsfindung in Gruppen bekannt sein und situationsgerecht eingesetzt werden. Viele Coaches kennen sich in Gruppenmoderations-Techniken gut aus und können hier bei Bedarf unterstützen. Nicht zuletzt auch dafür gibt es in Scrum-Teams Scrum Master, welche unter anderem auch diese Aufgabe gegenüber dem Team wahrnehmen.
Freiräume und Autonomie geben
Gib Deinem Team die Freiheit, eigene Ideen umzusetzen und Entscheidungen zu treffen. Am Anfang mag es sein, dass nicht alles reibungslos funktioniert, aber mit der Zeit und entsprechender Übung wird sich das Team immer besser aufeinander abstimmen und selbstorganisiert arbeiten können. Indem Du als Führungskraft als Ansprechpartner beratend zur Verfügung stehst und unterstützend wirkst, hilfst Du dem Team dabei mehr Eigenverantwortung zu entwickeln. Mit der Zeit werden neue Ideen und Kreativität gefördert, von denen das gesamte Unternehmen profitiert.
Eine positive Teamkultur schaffen
Eine positive Teamkultur, die auf Vertrauen basiert und Eigenverantwortung fördert, ist ebenfalls entscheidend für die Selbstorganisation. Achte darauf, eine offene Kommunikation zu fördern und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle Teammitglieder wohlfühlen und wertgeschätzt werden. Biete regelmäßig Feedback an und unterstütze Dein Team in seiner Entwicklung, um gemeinsam zu wachsen und besser zu werden.
Ein weiterer effektiver Weg, um eine positive Teamkultur zu fördern, ist die Anerkennung und Wertschätzung von Erfolgen und Anstrengungen. Die Auszeichnung individueller Leistungen, aber auch die Feier gemeinsamer Erfolge kann die Motivation und das Engagement im Team erheblich steigern.
Abschließend sollte eine positive Teamkultur nicht nur auf die Arbeitszeit beschränkt sein. Teambuilding-Aktivitäten außerhalb des Arbeitsplatzes können dazu beitragen, dass sich die Mitglieder auf einer persönlicheren Ebene kennenlernen und stärken die Beziehungen innerhalb des Teams.
Besondere Herausforderungen bei verteilten Teams und Teams aus verschiedenen Unternehmen
Teams, die über verschiedene Standorte verteilt sind oder aus unterschiedlichen Unternehmen stammen, stehen vor besonderen Herausforderungen in Bezug auf Selbstorganisation und Eigenverantwortung. Hier ist es noch wichtiger, klare Ziele und Erwartungen zu setzen, um Missverständnisse und Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zu vermeiden.
Ein effektives Kommunikationsmanagement ist für solche Teams von entscheidender Bedeutung. Sorge für regelmäßige Meetings und Status-Updates, um alle Teammitglieder auf dem Laufenden zu halten und den Informationsaustausch zu gewährleisten. Nutze moderne Kommunikationstools, um die Zusammenarbeit zu erleichtern und den Teamgeist zu stärken, auch wenn sich die Teammitglieder nicht regelmäßig persönlich sehen können.
Praxistipp: Ein Team Charter gemeinsam mit dem Team aufsetzen. In diesem Dokument werden die Regeln, Werte und Ziele des Teams zusammen festgelegt. Das gemeinsame Erstellen dieses Dokuments fördert den Team-Zusammenhalt und stellt sicher, dass die Werte und Ziele von allen Teammitgliedern unterstützt werden und nicht nur von der Projektleitung oder den durchsetzungsfähigsten Mitgliedern. Das Team Charter kann für ein Projekt oder langfristig gültig sein. Wichtig ist es, dieses Dokument gemeinsam mit dem Team regelmäßig zu prüfen und zu aktualisieren.
Fazit:
Die Förderung von Selbstorganisation und Eigenverantwortung in Teams kann durchaus eine Herausforderung darstellen, bietet aber zugleich auch enorme Chancen. Mit klaren Zielen, der Delegation von Verantwortung, Freiraum für Autonomie und einer positiven Teamkultur kann jedes Team erfolgreich diese Veränderung durchlaufen und seine Effizienz und Produktivität steigern.
Für eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema empfehle ich das Buch “The Starfish and the Spider”
4 Gedanken zu „Selbstorganisation und Verantwortung in Teams fördern“